Sport – Integrationsförderung und Empowerment

Sport – Integrationsförderung und Empowerment

PHASE Austria/ PHASE Nepal

Rawadolu, Okhaldhunga, Nepal

Abschlussbericht

Gefördert durch das österreichische Bundessportministerium

Durch die Finanzierung eines Sportlehrers und entsprechenden Sportmaterials für alle neun Schulen des Projektgebiets soll die Integration der Sherpas in die MehrheitsgesellsÖsterreichischen Sportministerium

Zusammenfassung und Ziele
Das Projekt zielte darauf ab, die Integration der Sherpa-Community in der isoliert gelegenen Gemeinde Rawadolu in Okhaldhunga durch gezielte Maßnahmen zu fördern, indem in der lokalen Schule und den drei weiteren Schulen der Gemeinde sportliche Aktivitäten gesetzt und Austausch und Kommunikation über gemeinsame Sportveranstaltungen angeregt wurden.

Weitere Projektziele waren Empowerment und Gleichberechtigung der Mädchen, indem sie dazu ermutigt wurden, Teams zu bilden und an den Sportveranstaltungen teilzunehmen, Traumabewältigung nach den verheerenden Erdbeben des Jahres 2015 sowie die allgemeine Unterstützung der lokalen Schulen.

Projektziele im Einzelnen:

  • Förderung der Integration der Sherpa-Kinder in die Mehrheitsgesellschaft
  • Traumabewältigung nach den Erdbeben
  • Verbesserung der Gesundheit
  • Förderung der Gleichberechtigung von Mädchen

Das Projekt war ursprünglich für das Jahr 2015/16 beantragt, aufgrund der Erdbebenfolgen stellte sich jedoch heraus, dass eine erfolgreiche Durchführung in diesem Zeitraum nicht realistisch war. In Absprache mit dem Fördergeber, dem Bundesministerium für Sport (Stattgabe des Antrags mit Schreiben vom 25.11.2015) wurde daher eine Verlängerung des Projektzeitraums um ein Jahr beschlossen.

Hintergrund
Rawadolu ist eine Gemeinde im Nordosten des gebirgigen Bezirks Okhaldhunga, der von einer sehr diversen ethnischen Situation geprägt ist. Die höheren Lagen des Bezirks sind von Sherpa besiedelt, die sich sowohl religiös als auch sprachlich und kulturell deutlich von den ethnischen Gruppen der tiefer gelegenen Dörfer unterscheiden. Die Integration der Sherpa-Kinder in die lokalen Schulen ist daher seit jeher ein Problem, was häufig zu einem frühen Schulabbruch führt.

PHASE Austria engagiert sich daher seit 2008 in Hile, dem Sherpa-Dorf der Gemeinde, mit Bau und Betrieb einer Grundschule für die Sherpa-Kinder im Dorf selbst; die nach dem (zweiten) schweren Erdbeben am 12. Mai 2015 stark beschädigte Schule wurde innerhalb eines Jahres wieder aufgebaut, eine Übergabe der Schule in die Verantwortung der lokalen Bildungsbehörde ist für Mai 2018 geplant.

Im Rahmen eines Projektbesuchs im Mai 2016 wurde zudem deutlich, dass eine zusätzliche Förderung der drei weiteren lokalen Schulen mit Lehrmaterial und Schreibwaren notwendig ist, diese Förderung wurde aus Eigenmitteln von PHASE Austria gewährt.

Projektaktivitäten
1. Unterstützung mit Material
Um die Voraussetzungen für sportliche Aktivitäten zu schaffen, wurden die Schulen mit Sportmaterial unterstützt: Volley- und Fußbälle, Pumpen, Volleyballnetze sowie kleine Preise und Erfrischungen bei den Turnieren. Alle Schüler*innen der Gemeinde wurden zusätzlich mit Trainingsanzügen ausgestattet.
Die Materialanschaffungen im Einzelnen:

  • 8 Volleyballnetze
  • 12 Volleybälle
  • 8 Fußbälle
  • 8 Luftpumpen
  • 700 Trainingsanzüge

2. Regelmäßiger Sportunterricht und Schulsportveranstaltungen
Der Sportlehrer Sonam Chhring Sherpa koordinierte die lokalen Schulen bei wöchentlichem Sportunterricht und Trainingseinheiten an allen Schulen. Im Sportunterricht wurden auch Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten geübt, sowohl im Team als auch gegenüber den gegnerischen Mannschaften. Sie wurden auch darin gecoacht, Siege und Niederlagen sportlich zu nehmen.

Die einzelnen Schulen veranstalteten alle zwei Monate ihre eigenen Sportevents, um die Kinder auf die gemeindeweiten Veranstaltungen vorzubereiten und die Mannschaften auszuwählen, wobei wiederum Sonam Chhring Sherpa die Aktivitäten koordinierte. Die Hauptsportarten waren dabei Fußball und Volleyball, zusätzlich wurde Seilspringen, Staffellauf und Kurzstreckenrennen geübt.

3. Gemeindeweite Events
PHASE organisierte im Februar und Mai 2017 zwei große gemeindeweite Turniere, bei denen die Schulen in dreitägigen Spielen gegeneinander antraten. Ein Mitarbeiter der implementierenden Organisationen PHASE Nepal war bei diesen Gelegenheiten vor Ort und beobachtete die Events und überwachte die ordnungsgemäße Durchführung. Besonders merkte er an, dass die Beteiligung der Mädchen, die anfangs zurückhaltend war, sich im Laufe der Projektaktivitäten sehr positiv entwickelte und sie enthusiastisch und voller Freude dabei waren, und deutlich an Selbstvertrauen gewannen.

Als Preise wurden beim ersten Turnier Schreibwaren vergeben, beim Abschlussturnier erhielten die Sieger zusätzlich Medaillen und Zertifikate, um sie langfristig zur Fortsetzung ihrer sportlichen Aktivität zu motivieren und an ihren Erfolg zu erinnern.

4. Zusätzliche Unterstützung der Schulen mit Lehrmaterial und Schreibwaren
Im Rahmen des Projektbesuchs im Mai 2016 wurde mit den Lehrer*innen aller vier Schulen der Gemeinde eine Fokusdiskussion geführt, um die Bedürfnisse und Situation der Schulen zu ermitteln und mögliche Lösungen zu finden.

Die Hauptproblematik, die räumliche Situation der Schulen nach dem Erdbeben, konnte aufgrund von budgetären Einschränkungen nicht behoben werden; allerdings wurde ein umfangreiches Programm zur materiellen Unterstützung mit Lehrmaterial und Schreibwaren beschlossen (z.B. White Boards, Globen, Wörterbücher, Musikinstrumente), um eine Verbesserung der Lehrsituation an den Schulen zu erreichen. Die Mittel für diese Anschaffungen wurden aus PHASE Austria-Mitteln bestritten.

Anmerkung: Ein Teil der angeschafften Schreibwaren wurde auf Anfrage an bedürftige Schulen in Nachbargemeinden weitergegeben.

Ergebnisse
1. Mädchen im Sport – Verbesserung der Unterrichtsbeteiligung von Mädchen
Besonders Mädchen wurden ermutigt, an den Veranstaltungen teilzunehmen; sie erhielten zusätzliches Coaching. Dadurch wurde erreicht, dass sie sowohl auf Schul- als auch auf Gemeindeebene aktiv an den Sportveranstaltungen teilnehmen. Die teilnehmenden Mädchen berichteten, dass sie damit die Anerkennung ihrer männlichen Schulkollegen ernteten, die sie zuvor in Bezug auf Sport nicht ernst genommen hatten. Das führte zu einer enormen Steigerung des Selbstvertrauens der Mädchen, die sich auch im allgemeinen Unterricht auswirkte: die Mädchen beteiligen sich nun aktiver an Quizrunden und anderen partizipativen Unterrichtsformen. PHASE Nepal wird in Zukunft Sport und sportliche Aktivitäten vermehrt dazu einsetzen, Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen von Mädchen zu stärken.

2. Verbesserte Anwesenheitsquote im Unterricht
Durch die sportlichen Aktivitäten und die materiell bessere Situation der Schulen verbesserte sich auch die Anwesenheitsrate der Schüler*innen deutlich, weniger Schüler*innen blieben dem Unterricht fern.

„Spielen und Sport sind für Kinder etwas ganz Natürliches, und wenn sie wissen, dass sie das in der Schule dürfen, werden sie motiviert, regelmäßiger in die Schule zu kommen.“

Sonam Chhring Sherpa – Himalayan Sherpa School, Hile

3. Entwicklung von Teamgeist, Selbstvertrauen und Lebensfreude durch Sport
Das Pilotprojekt zeigte auch, dass Sport eine gute Möglichkeit ist, den Kindern, aber auch Erwachsenen, wie die Lehrer*innen berichteten, Entspannung zu bieten und Trauma und Stress der alltäglichen Schwierigkeiten nach dem Erdbeben zu bewältigen. Die Wettkampfsituation ermutigte die Kindern, auf Erfolge hinzuarbeiten. Die Spiele gaben den Kindern zudem Gelegenheit, ihre Emotionen durchzuarbeiten und Siege wie auch Niederlagen als Motivation zur weiteren Arbeit zu sehen.

„Die schlechten Erinnerungen daran, wie wir während des Erdbebens davonlaufen mussten, wurden durch schöne Erinnerungen an das Laufen beim Fußballspielen ersetzt. Zusätzlich wurden wir Kinder dadurch gesünder, kräftiger und offener.“

Tenzin Sherpa – 9. Klasse

4. Empowerment von Sherpa-Kindern
Die ethnischen Sherpa-Kinder in Rawadolu verwenden Nepali fast nur in der Schule und kaum als Sprache ihrer sozialen Interaktionen. Dadurch beschränkt sich ihr Freundeskreis meist auf ihre eigene ethnische Gruppe, die Sherpa spricht und dieselbe Kultur hat. Sportveranstaltungen bieten ihnen eine Plattform, um mit anderen Schüler*innen und Gemeindemitgliedern außerhalb ihrer ethnischen Gruppe auf Nepali zu interagieren, wodurch die Integration der Sherpa-Kinder in die Mehrheitsgesellschaft verbessert wurde die das Selbstvertrauen gewonnen haben, auch außerhalb ihrer Gemeinschaft zu interagieren.

5. Organisationsentwicklung bei PHASE: neue Erfahrung und Entwicklung neuer Partnerschaften
Der Erfolg dieses Sportprojekts ermöglichte es dem PHASE Nepal-Bildungsteam, ein neues Modell anzuwenden und aus dieser Erfahrung zu lernen. PHASE verbreiterte damit seine Expertise in ein neues Feld und knüpfte Kontakte zu Organisationen, die ähnliche Interessen haben, um weitere Sportprojekte zu initiieren. Vor kurzem wurde PHASE von der Organisation Enabling Leadership Programme eingeladen, an ihrem Pilotprojekt „Football for Leadership – Just for Kicks“ mitzuarbeiten. Derzeit wird diskutiert, in welchen PHASE- Projektgebieten dieses Programm implementiert werden kann. In Zukunft plant PHASE, Sport vermehrt in seine Bildungsprojekte einzubinden.

Herausforderungen und Erkenntnisse
Da Sportunterricht im ländlichen Nepal noch ein eher neues Konzept ist, dauerte es ein bisschen, Schulen und Eltern von der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit derartiger Aktivitäten an den Schulen zu überzeugen, wobei argumentiert wurde, man solle sich doch „ernsteren“ Problemen widmen, etwa neue Gebäude oder materielle Unterstützung. Es gelang jedoch, diese Vorbehalte zu überwinden, und die Erfahrung, wie begeistert die Kinder teilnahmen und wie sehr sich ihr Selbstvertrauen und ihre sozialen Kompetenzen entwickelten, überzeugte sie von der Wichtigkeit solcher Aktivitäten. Eine enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist jedoch eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte.

Kommunikation und Visibility
In allen Bezugnahmen auf das Projekt führte PHASE Austria die Förderung durch das Bundesministerium für Sport sowie das Logo des Sportministeriums an (www.phaseaustria.org, www.facebook.com/phaseaustria, Jahresberichte, Newsletter). Zusätzlich wurden die Trainingsanzüge für die 700 Kinder der Gemeinde mit den Logos des Sportministeriums, von PHASE Nepal und von PHASE Austria bedruckt, PHASE Nepal verwies ebenfalls auf die Förderung durch das österreichische Sportministerium.