Die Karnali-Region im Westen Nepals ist auch im innernepalesischen Vergleich extrem arm, schlecht erschlossen und benachteiligt. Sie liegt in den Provinzen 6 und 7 im Nordwesten Nepals. PHASE ist in drei Bezirken der Region tätig: Bajura, Humla und Mugu. Die Region ist die benachteiligste und entlegendste Region Nepals. Während Nepal insgesamt in den letzten Jahren in vieler Hinsicht Fortschritte gemacht hat, sind viele Kennzahlen in dieser Region weiterhin alarmierend: Sowohl Human Development Index (2016 geschätzt: 0,304) als auch Multidimensional Poverty Index (2014: 0,23) zeigen eine wesentlich schlechtere Situation als im nepalesischen Durchschnitt (HDI für Nepal 2016: 0,558, MPI: 0,116).
Eine Studie der britischen DFID (Department for International Development) von 2013 betonte, dass die westlichen Regionen Nepals die ärmsten Gegenden des Landes sind; 81% der Menschen leben dort in chronischer Armut (nationaler Durchschnitt: 21–35%), und 64% sind extrem vulnerabel (national 36-44%). Der Bezirk Humla in der Region ist noch immer nicht an das Straßennetz angeschlossen, und sowohl Mugu als auch Bajura wurden erst kürzlich mit Straßen erschlossen, die allerdings unbefestigt und dadurch häufig aufgrund von Erdrutschen und Regenfällen unpassierbar sind.
Die Region ist trocken und gebirgig, und nur ein Bruchteil des Ackerlandes kann bewässert werden. Als Folge des Klimawandels werden die Niederschläge unregelmäßiger, weshalb die Region von häufigen Dürrekatastrophen betroffen ist, zuletzt im Frühjahr 2016. Die meisten Haushalte können nicht genügend produzieren, um ihren Bedarf zu sichern. Zusätzlich sind Lebensmittel in der Region aufgrund der hohen Transportkosten bis zu viermal teurer als in anderen Landesteilen.
Die Situation von Frauen, Kindern und jungen Mädchen ist besonders schwierig. Weite Entfernungen, Armut und mangelndes Angebot bedingen vor allem während Schwangerschaft und Geburt viele Probleme. Für die Region gibt es keine verlässlichen Daten, doch im „Nepal Demographic and Health Survey“ von 2016 gab etwa ein Drittel der Frauen an, keinerlei Schwangerschaftsvorsorge zu erhalten, und die Arbeit von PHASE zeigt, dass nur etwa 20-25% derjenigen, die überhaupt Schwangerschaftsvorsorge erhalten, die empfohlenen vier Besuche einhalten. Mütter- und Neugeborenensterblichkeit liegen deutlich über dem nationalen Durchschnitt von jeweils 239/100.000 (Mütter) und 21/1.000 (Neugeborene); Alphabetisierungsraten sind besonders unter Frauen extrem niedrig (2016: 21,8%, davon m:36,9%, w:6,4%). Qualifizierte Geburtshilfe ist ebenfalls weniger verbreitet als durchschnittlich: Im Bezirkskrankenhaus von Bajura hat erst seit 2017 eine funktionierende Geburtshilfe- und Neugeborenenabteilung, die etwa Kaiserschnitte machen kann, und in den Bezirkskrankenhäusern von Humla und Mugu gibt es keine solchen Angebote. Das bedeutet, dass Frauen bei Geburtskomplikationen ins Krankenhaus ausgeflogen werden müssten, was nicht immer möglich ist. Es gibt in der Region zudem nur wenige von Hebammen geführte Geburtszentren. Ein erschwerender Faktor für die Gesundheit von Frauen ist die Tradition des menstruellen Ausschlusses (Chhaupadi), die in der Region noch immer verbreitet ist.
2016 führte PHASE Nepal unter 936 Kindern eine Basisaufnahme durch, die zeigte, dass über 50% von Mangelernährung oder starker Unterernährung gefährdet sind, 20% waren schwer untergewichtig; über 60% der Kinder sind von Stunting – ernährungsbedingter verzögerter Entwicklung – betroffen.
PHASE Nepal ist in der Region seit 2008 aktiv und betreibt – u.a. mit Unterstützung von PHASE Austria, aber auch von großen internationalen Fördergebern (DFID, ADA) – in Abstimmung mit nepalesischen (lokalen, regionalen und nationalen) Regierungsstellen Gesundheits- und Bildungsprogramme sowie Aktivitäten zur Verbesserung der Ernährungs- und Einkommenssituation, die als integrierte Programme die Situation der Menschen insgesamt verbessern und zum Empowerment der Gemeinden führen sollen.