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PHASE Austria Erdbebenhilfe |
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Liebe PHASE-Mitglieder und
Unterstützer*innen, liebe Freundinnen und Freunde!
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Für den PHASE worldwide-Blog hat Dr. Gerda Pohl die Tage nach dem Erdbeben beschrieben – und diesen Text möchten wir mit Ihnen/euch teilen:
“Ein Erdbeben vermittelt das Gefühl von Ohnmacht. Als drei PHASE-Mitarbeiter und ich uns auf einem Hang auf dem schwankenden Boden an zwei kleinen Bäumen festklammerten, kam mir ungewollt das Bild von winzigen Ameisen auf einem sich schüttelnden Hund in den Sinn. Das Schlimmste war der Schrei, der aus der Staubwolke aufstieg, die nun Jalbire bedeckte, die kleine Marktstadt, die wir nur zehn Minuten vorher verlassen hatten. Ich wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass wir irgendetwas bewirken würden, wenn wir zurücklaufen würden, und unser Hauptimpuls war, weiter hinauf in das Dorf zu gehen, wo unsere beiden jungen Auxiliary Nurse Midwives stationiert waren.
Seitdem habe ich die aufreibendsten, emotional und körperlich anstrengendsten zehn Tage meines Lebens durchlebt. Die Notsituation ist keineswegs vorbei, und ich bin weiterhin schrecklich besorgt und traurig über all diejenigen (einschließlich unserer Mitarbeiter*innen), die weiterhin in völlig zerstörten Dörfern eingeschlossen sind. Sie sind so sehr auf Hilfe von außen angewiesen, die sie in vielen Fällen noch nicht erreicht hat.
Heute beginnt es sich so anzufühlen als sollten wir langsam anfangen, in einem etwas normaleren Tempo zu arbeiten. Das PHASE-Büro beginnt wieder geordneter zu sein, und letzte Nacht habe ich seit dem Erdbeben zum ersten Mal ordentlich geschlafen, auch wenn es nur ein bisschen mehr als fünf Stunden waren. Das Nachbeben um drei Uhr morgens habe ich nicht einmal mitbekommen...
Es wird Monate dauern, das zu verarbeiten, was in den letzten neun Tagen passiert ist, aber einige Eindrücke sind noch unglaublich stark – die schockierten Gesichter und die Verzweiflung in Fulpingkot unmittelbar nach dem ersten starken Beben; die Tränen einer Mutter, nachdem Nachbarn ihren dreijähriger Sohn unverletzt aus einem eingestürzten Haus geborgen hatten; die Frau, die verzweifelt in den Trümmern ihres Hauses grub, um eine ihrer Ziegen zu befreien, die unter dem Schutt überlebt hatte; die Kinder mit schweren Kopfverletzungen, die wir mit Material behandeln konnten, das wir aus dem eingestürzten Gesundheitsposten bergen konnten.
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Ich erinnere mich lebhaft an den Abschied von unseren Mitarbeiterinnen vor Ort, um nach dem Beben so schnell wie möglich nach Kathmandu zurückzufahren, und an das Gefühl, über Erdrutsche zu gehen, die sich noch bewegen (einer davon, den das zweite große Beben am Sonntag ausgelöst hatte, hatte nur eine halbe Stunde, bevor wir vorbeikamen, drei Menschen auf Motorrädern unter sich begraben); unsere Erleichterung, dass ein Bus nach Kathmandu ging, und die Hauptstadt nicht völlig zerstört vorzufinden; unsere verzweifelten Bemühungen, Hubschrauber mit Hilfsmaterial zu unseren Mitarbeiter*innen in Gorkha zu organisieren, und die Resignation und die Schuldgefühle, als klar wurde, dass das nicht möglich war; die verletzten Trekker und Guides, die in die internationale Klinik strömten, in der ich arbeite, und die Dutzenden Telefongespräche bis spät in die Nacht, um Hilfe zu mobilisieren.
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Die gemeinsame Anstrengung der PHASE-Mitarbeiter*innen und des Vorstands war und ist großartig – innerhalb von weniger als 24 Stunden nach der Rückkehr nach Kathmandu war das Büro unter Planen (aus Angst vor einem erneuten, noch größeren Beben vor dem – intakten – neuen Gebäude) an der Arbeit, und die ersten Bestellungen von Material für die Katastrophenhilfe wurden bearbeitet. (Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keinerlei Zusagen über externe Finanzhilfe, aber mehrere nepalesische Vorstandsmitglieder erklärten sich bereit, die Finanzierung übernehmen würden, falls diese ausbleiben sollte).
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Obwohl die Telefonnetze anfangs sehr unzuverlässig waren, schaffte es unser Team in Kathmandu, Informationen aus allen unseren Projektgebieten zu sammeln; niemand von unseren Mitarbeiter*innen war verletzt, alle konnten lokalisiert werden.
Die Mitarbeiter*innen von PHASE sorgten sich natürlich auch wegen ihrer eigenen Familien und Häuser, doch das zielstrebige, verbissene Bemühen, den Gemeinden, die völlig zerstört worden waren, Hilfe zu bringen, war beeindruckend. Es war frustrierend, dass wir fast eine Woche lang keinen Hubschrauber bekommen konnten, um einige unserer Mitarbeiterinnen abzulösen und lebenswichtige Güter in die Dörfer in Gorkha zu bringen. Selbst jetzt ist das ein großes Problem.
Jetzt beginnen wir zu fürchten, dass die internationale Katastrophenhilfe für viele zu wenig sein und zu spät kommen wird. Wir wissen von tonnenweise Hilfsgütern an Straßenköpfen und in Bezirkshauptquartieren, doch nur winzige Mengen sind bisher auf dem Luftweg in die entlegeneren Gebiete gelangt. Unsere Mitarbeiter in Sridibas erzählten uns heute, dass das Essen knapp wird und die Geschäfte anfangen zu horten. In anderen Dörfern haben viele Menschen noch immer keine Unterkunft.
Tausende Nepalis, die dazu die nur irgend die Mittel haben, versuchen denjenigen zu helfen, die ihre Häuser verloren haben – riesige, spontan gebildete Netzwerke und viele Einzelpersonen sammeln Hilfsgüter und bringen sie in entlegene Regionen, die auf dem Landweg erreichbar sind. Wenn das auch unkoordiniert und ungleichmäßig ist, so ist es doch ein großer Beitrag zur allgemeinen Katastrophenhilfe, und, was besonders wichtig ist, es setzte viel früher ein als die internationale Hilfe.
Leider hören wir auch negative Geschichten. Das wahllose Abwerfen von Hilfsgütern führt zu sehr ungleichen Zuwendungen; wer zufällig in der Nähe der Abwurfstelle ist, kann Güter für sich behalten, bevor andere auch nur wissen, dass ein Abwurf stattgefunden hat. In Hagam hat jemand einen Ochsen verloren, der das Beben überlebt hatte, als ein Hubschrauber Planen abwarf, während er pflügte. Ausländische Ärzteteams, die in das Land geströmt sind, haben letztlich wenig zu tun, weil sie die Sprache nicht sprechen und nicht wissen, wo sie hilfsbedürftige Patienten*innen finden können.
Die nepalesische Armee und Polizei arbeiten hart und erzielen Resultate, aber sie reichen nicht aus. Es gibt keine ausreichenden Ressourcen (besonders Hubschrauber), und erst jetzt beginnt die Regierung an, effizient zu koordinieren. Wir können nur hoffen, dass die Lage sich rasch verbessert und das Wetter noch länger halbwegs gut bleibt, sonst wird die zweite Welle von Tragödien nicht lange ausbleiben.
Das PHASE-Team hat sich in der letzten Woche neu aufgestellt, um eine ungewohnte Arbeit effizient zu erledigen, und hoffentlich übernehmen die großen Organisationen die spezialisierte Notfallhilfe – sobald das der Fall ist, werden wir uns wieder unserer Hauptmission zuwenden: mit den Gemeinden arbeiten, um eine bessere, sicherere Zukunft aufzubauen.�
Dr. Gerda Pohl
Auch PHASE Austria versucht, sich dieser Herausforderung zu stellen, und so weit wie möglich die Mittel für die unmittelbare Katastrophenhilfe und den notwendigen Wiederaufbau einzuwerben. Helfen Sie uns bitte bei dieser Aufgabe!
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Brita Pohl für den PHASE Austria-Vorstand |
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